Aus einer Aufführungsbesprechung: «... So wenig der Name des Spiels es vermuten läßt: es ist im höchsten Sinne aktuell. Mit großem dramatischen Können und dem letzten geistigen Ernst, der ihm eigen, vermochte es Steffen, aus einer Mysterienfeier eine Tragödie zu entwickeln, so daß das mythische Geschehen zum Spiel im Spiel und dadurch in der menschlichen Handlung aufgelöst wird. Eine Gruppe von um den innersten Sinn des Menschen und der Welt bemühten Künstlern und Wissenschaftern will, in gemeinsamer Arbeit ein Spiel schaffen und zur Feier erheben und so das Mysterium vom sterbenden und auferstehenden Adonis erneuern. Sie meinen zwar, damit zugleich das christliche Mysterium kultisch darzustellen, werden aber im Lauf des dramatischen Konfliktes dahin belehrt, daß dieses Mysterium sich in einer aus Opfer und Erkenntnis geborenen Begegnung mit dem Auferstandenen erfüllt, die das mythische Spiel auflöst. Das symbolische Adonisspiel, das im Herbst die Trauer um den sterbenden Gott der sprießenden Natur zum Ausdruck brachte, sollte sein steinernes Bild auf einer Barke auf den See fahren und dort versenken, nach drei Tagen aber in freudiger Feier der Auferstehung wieder heben. - Gegenspieler ist eine Gruppe, die mit Tiermasken angetan in Odin den unsterblichen Gott der Natur ihres Volkes feiert, während die Adonisspieler dieser Natur, die sich in der Gattung auslebt, den Tod ihres Gottes durch den 'Eberbiß' zuschreiben. Der Frau, der die Aufgabe zuteil wurde, das Adonisfest zu leiten, zweifelt am Sinn der Feier und erhebt sich aus ihrem Zweifel über beide Gruppen zu ihrer verzweifelt einsamen, aber mutigen Menschlichkeit. Ihrem Bruder droht, Opfer des Konflikts der Gruppen zu werden. Statt des steinernen Gottes verbirgt sie den lebendigen Menschen im Sarge und entführt ihn im Schiff. Der schon für die neue Wahrheit gewonnene Anführer der Odin-Anbeter, der Heiden, entbrennt vor Zorn über diesen Betrug und wirft mit dem Kopf des von der Frau zerstörten Götterbildes nach ihr und trifft. Sie stürzt ins Wasser und wird vom Bruder gerettet, hat aber den Tod erlebt und in ihm Christus geschaut. Im Miterleben dieser Vorgänge vereinigen sich beide Gruppen zur Erkenntnis und Anerkenntnis des wahrhaft im Menschen auferstandenen Gottes, der sich in Christus als der Gott der Liebe offenbart hat. Das Drama ist in einer dichterisch schönen, aber schweren Sprache geschrieben, und die mythischen Bedeutungen werden vielen nicht leicht verständlich sein. ... Wohl niemand wird sich der Größe des Gestaltungswillens entziehen können, den die Dornacher Truppe auch in dieser Aufführung wieder einsetzt, um eine kompromißlose dichterische Vision unserer zerrissenen Welt, diesem aus vielen Wunden blutenden Adonis, zu offenbaren.» (v.S. am 31. März 1938 in den Basler Nachrichten.) Vgl. dazu «Hinweise und Studien zum Lebenswerk von Albert Steffen, Heft 5/6, passim. (Verlag für Schöne Wissenschaften)