An eine Rose

Ich schaue mich in dir und dich in mir:
Wo ich die Schlange bin, bist du die Blume,
wir aßen beide von der irdischen Krume,
in dir aß Gott, in mir aß noch das Tier.

Die Erde ward für dich zum Heiligtume,
du wurzelst fest, du willst nicht fort von ihr.
Ich aber sehne mich, ich darbe hier,
ich such im All nach meinem Eigentume.

Du überwächst den Tod mit deinen Farben
und saugst dir ewiges Leben aus dem Boden.
Ich kehre immer wieder, um zu sterben.

Denn ach: Nur durch mein Suchen, Sehnen, Darben,
nur durch die Wiederkehr von vielen Toden
darf ich um dich, o rote Rose, werben.

Aus: Wegzehrung, Seite 60