Operation

So sehr der Körper und die Seele litt,
sich zu erfüllen drohte die Prognose
des Todes, unaufhaltsam, Schritt für Schritt,
– der Kranke blieb ganz still bis zur Narkose,
ein Wachender. – Dann ohne sich bewußt
zu werden, wimmerte er laut, – ein Jammern
erschütterte ihn heftig, als die Brust
mit einem Schnitt geöffnet ward, die Kammern
des Leibes sichtbar wurden, – ihm nicht, andern,
ihm war’s im Traum, als müßte er erwandern
ein Land, das hinter jeder Grenze lag,
vor dem Erinnern, eh‘ das Ich gefunden,
und nun ein Hinschaun auf die blutigen Wunden
des Gottes, der das Auferstehn ihm gab.
Wie er als Kind unschuldig noch gewesen,
wie von der Schuld er wieder darf genesen:
Das hob er beides in den hellen Tag.

Aus: Krankheit nicht zum Tode, Seite 22