Schlaf II. Öl, 27,5 x 34 cm, in Dornach entstanden und datierbar durch eine Tagebuchstelle vom 2. März 1921: «Am nächsten Tag Geburtstag von Elisabeth. Das Bild mit der Rose.»
• Hierzu gibt es eine Erstfassung mit dem oben eingeritzten Thema «Schlaf». Unten ein Kind, schlafend mit betend zusammengelegten Händen. Der Schauende sieht aus dem Kinderherzen eine Rose hervorwachsen. Links dahinter ein grüner Wiedehopf-ähnlicher Vogel, grün – in der Farbe «totes Bild des Lebens» wie sie R. Steiner bezeichnet. Rechts ein junger roter Löwe, der zu lachen scheint, wenn man sein Auge entdeckt hat. Alles Wesen, die sich im Schlafe aus dem Kinde herauslösen. Vogel, Rose und Löwe sind ätherische Gebilde mit derselben Herkunft wie die Tiere des Viergetiers, die Steffen einmal «Gegenbilder des Ätherischen» nennt, aber nun gezähmt und speziell auf Felicitas bezogen. Dahinter die Mutter in violettem Kleid, die Tiere mit gebetsartig zusammengelegten Händen wie behütend umfassend, während die beiden Golem-artigen Gebilde hinter ihr unabhängig von ihrem Tun ihr Wesen treiben. Oben zwischen ihnen schweben in tiefblauem Himmel die Ichheiten von Mutter und Kind geborgen in der Mondsichel.
• Es scheint als ob Steffen hier eine Form gesucht hat, um die auslösenden Kräfte der immer wiederkehrenden Absenzen und epileptischen Anfälle zu bezeichnen und vielleicht sogar zu bannen. Im frühen Mittelalter bis hin zur Gotik wußte man um solche Möglichkeiten. Jede Form zieht die ihnen gemäßen Wesenheiten an, keine bleibt leer. So umgab man Dome und Kathedralen mit dämonisch-grotesken Gebilden, setzte sie an die Dachtraufen als Wasserspeier und hoffte die unguten Geister damit gebannt und das Umfeld der Kirche gereinigt zu haben.
• So könnte man hier bei dem helleren Wesen rechts an eines denken, das Felicitas immer wieder aus dem Bewußtsein heraus wehte, bei dem dunkleren an eines, das sie in die schweren Anfälle warf.